Kunst & Kultur
Wer staunen kann, lernt sehen
Der Hohenholter Kunst- und Kulturverein ist ein Forum für Austausch und Inspiration in schöner Atmosphäre und auch gerne bei einem guten Glas Wein. Unterschiedliche Workshops bieten Berührungspunkte mit den verschiedenen Bereichen von Kunst und Kultur, außerdem finden Lesungen, Konzerte und Vorträge statt. Um keine Veranstaltung zu verpassen, schreiben Sie eine Mail mit dem Betreff "Anmeldung" an post@speicher3.com, um sich für unseren Newsletterversand anzumelden.
Unser Programm
1. Workshops, Kurse, Lesungen, Konzerte
2. Vorträge, Events und regelmäßige Treffen
3. "Damentafel" - Treff für alle, die Lust haben, immer am letzten Samstag im Monat ab 16 Uhr
4. Doppelkopf für Anfänger und Fortgeschrittene an jedem 2. und 4. Mittwoch im Monat um 19 Uhr
bis 27.9.
Sie sind in der ganzen Welt als Street-Art-Künstler tätig und haben Lehraufträge im In- und Ausland: Das Berliner Künstlerduo Maria Vill und David Mannstein. In diesem Frühjahr haben sie den Weg nach Hohenholte gefunden und dort auf 300 qm Fläche ihr bislang größtes Paste Up angebracht. Bis Ende September wird es alle vier Seiten des Speicher 3 schmücken. Paste Ups sind Bilder auf Papier, die mittels Spezialkleister an Fassaden angebracht werden.
Das Hohenholter Paste Up erzählt eine Geschichte rund um das aktuelle und das historische Hohenholte sowie das Gebäude Speicher 3 und dessen Nutzung. Im Mittelpunkt der Fotocollage steht die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, die in Havixbeck auf Burg Hülshoff gelebt hat. Ihr Leben setzt das Paste Up in Beziehung zum Leben von vier starken Frauen aus Hohenholte, die stellvertretend für viele andere starke Frauen aus Hohenholte an dem Projekt teilnehmen: Der freischaffenden Künstlerin Anja Merschjann, die im Speicher 3 ausstellt. Der Bestsellerautorin und Hochzeits- und Trauerrednerin Katrin Hummel, die ihren Sitz im Speicher 3 hat. Sowie zum Leben von Ilse Budde, die für ihr ehrenamtliches Engagement mit der Bundesverdienstmedaille ausgezeichnet wurde, und von Sabine Nolte, Teamsprecherin des LandFrauen Kreisverbands Coesfeld.
„Genau wie Annette sind auch diese vier Frauen voller Stärke ihren eigenen Weg gegangen“, so die beiden Künstler, die mit dem Paste Up Historisches und Aktuelles miteinander in Verbindung wollen. Das Motiv wurde mit Unterstützung von Burg Hülshoff - Center for Literature der Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung und in Zusammenarbeit mit interessierten Mitgliedern des Hohenholter Kunst- und Kulturvereins entwickelt. Förderer des Kunstprojekts sind das Kulturbüro Münsterland, der LWL und die Bürgerstiftung Havixbeck sowie die Pächterin des Speicher 3 und der Kunst- und Kulturverein Hohenholte.
Annette und die starken Frauen
Erläuterungen zum Bild von Maria Vill & David Mannstein
Im Mittelpunkt der Fotocollage steht die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, die in Havixbeck auf Burg Hülshoff gelebt hat. Ihr Leben setzt das Paste-Up in Beziehung zum Leben von vier starken Frauen aus Hohenholte, die stellvertretend für viele andere starke Frauen aus Hohenholte an dem Projekt teilnehmen.
Das Bild kann sowohl chronologisch als auch quer gelesen werden – es gibt zahlreiche Verbindungen und Verweise auf das Leben, Werk und Wirken von Annette von Droste-Hülshoff.
Ostseite
Die Ostseite steht für den ersten Lebensabschnitt Annettes, den sie auf Schloss Hülshoff verbrachte, wo wie 1797 geboren wurde und bis 1826 lebte.
Den Hintergrund bildet der Entwurf für das Gedicht „Aus den Heidebildern“. Hier wird deutlich, dass Annette weniger linear geschrieben hat, als vielmehr kreuz und quer, immer wieder Änderungen und Verweise einfügend. Dass ihre Texte, zumal ihre Handschrift aufgrund ihrer Kurzsichtigkeit fast mikroskopisch klein war, kaum Wort für Wort lesbar, vielmehr fast wie ein Bild zu rezipieren sind.
Die beiden gezeichneten Frauen stammen aus Modezeitschriften - Annette hatte sie als junges Mädchen in ihren Kleiderschrank geklebt. Ein sehr frühes Paste-Up im aktuellen Paste-Up.
Die beiden einander zugewandten Frauen sind ein Bild für die liebevollen Beziehungen zu Frauen, die uns in vielen ihrer Texte begegnen. Da Liebe zwischen Frauen im 19. Jahrhundert nicht gesellschaftskonform war, war die Genderfluidität, die wir heute in ihrem Schreibstil erkennen, nicht zuletzt eine Möglichkeit, „zwischen den Zeilen“ zu schreiben.
Der Kaktus, ein Exponat aus der Burg Hülshoff, dem wir mit grüner Farbe wieder Leben eingehaucht haben, steht zwischen den Frauen und symbolisch für die Hindernisse, mit denen einander Liebende zu kämpfen hatten.
Der Hahn taucht im ersten Gedicht Annettes auf, das sie mit 5 Jahren geschrieben hatte. Es handelt von einem Hahn, den sie besonders ins Herz geschlossen hatte. Später war ihr dieses Gedicht peinlich und sie versteckte es im Dachgebälk von Burg Hülshoff. In ihren letzten Lebensjahren schreibt sie mit „Das erste Gedicht“ ein Gedicht über dieses versteckte, erste Gedicht.
Die Frau, die auf dem Sims sitzt, ist die Trauer- und Hochzeitsrednerin Katrin Hummel, die ihren Sitz im Speicher 3 hat. Die Schmetterlinge sind ein Bild für das kreative Potential von Sprache und zugleich ein Symbol für den Übergang zwischen Leben und Tod.
Nordseite
Als ihr Vater gestorben war, zog Annette im Alter von 29 Jahren mit ihrer ihrer Schwester Jenny und ihrer Mutter in deren Witwenwohnsitz Haus Rüschhaus. Burg Hülshoff hatte ihr Bruder Werner-Constantin übernommen. Das Portrait von Annette, das hier zu sehen ist, hat ihre Schwester Jenny gemalt.
Eine Tapete aus Haus Rüschhaus bildet den Hintergrund des Bildes. Die Fassade von Haus Rüschhaus ist rechts unten im Bild zu sehen.
Der Ammonit, ein Exponat aus der Burg Hülshoff, ist eine Anspielung auf die von ihr „Schneckenhaus“, genannten drei kleinen Zimmer dort, in die sich Annette gerne zum Schreiben, Musizieren und auch Komponieren zurückzog, sobald es ihre gesellschaftlichen und familiären Verpflichtungen zuließen. Ebenso ist der Ammonit eine Anspielung auf ihr naturwissenschaftliches Interesse: Sie interessierte sich für Geologie, Paläontologie, die Physiologie von Pflanzen und Tieren. Ihre genauen Naturbeobachtungen finden sich „durch Poesie veredelt“ in ihren Texten wieder.
Die Lerche, die sich mit ihr auf Augenhöhe befindet, verweist auf die Sensibilität, mit der sie ihren Mitlebewesen begegnete. In ihrer Lyrik spielen Vögel eine wichtige Rolle – auch in der lyrischen Selbstbeobachtung.
Der gezeichnete Mann klebte (und klebt noch immer) ebenfalls in Annettes Jugend-Kleiderschrank. Er symbolisiert den zunächst von ihr geförderten Schriftsteller Levin Schücking, mit dem sie, trotz des großen Altersunterschieds, eine tiefe und innige Freundschaft verband. Er wendet sich den im nächsten Bild folgenden Alpen zu – dem Sehnsuchtsort Annettes. Sie hatte ihm eine Anstellung als Bibliothekar bei ihrer Schwester Jenny und ihrem Schwager Joseph von Laßberg auf Burg Meersburg am Bodensee vermittelt. In der „Dichterwette“, die sie beide abschlossen, beflügelten und bestärkten sie sich gegenseitig in ihrer schriftstellerischen Arbeit.
Da es für ihn als Mann leichter war, Verlage zu finden, die seine Texte veröffentlichten, erreichte er, wonach sie sich sehnte – und unterstützte sie schließlich auch bei ihren Veröffentlichungen.
Südseite
Im folgenden Bild sehen wir die Alpen – Sehnsuchtsort für Annette und für viele andere Menschen damals.
Mit 16 Jahren schrieb sie das Fragment gebliebene Drama „Bertha oder die Alpen“. Darin drückt sie ihre Sehnsucht nach den Alpen aus. Sie waren damals gerade erst entdeckt und erforscht worden.
Die Alpen waren für Annette auch im übertragenen Sinne ein Sehnsuchtsort: Sie symbolisieren all das, was für Frauen damals aufgrund ihres Geschlechts unerreichbar war: Gleichberechtigung, Freiheit, Selbstbestimmung, Sichtbarkeit.
Das war für Frauen nicht vorgesehen, und wenn sie doch danach strebten, so wurde ihr Frau-Sein in Frage gestellt:
„Zu männlich ist dein Geist, strebt viel zu hoch hinauf, wo dir kein Weiberauge folgt.
Das ists, was ängstlich dir den Busen engt und dir die jugentliche Wange bleicht. Wenn Weiber über ihre Sphäre steigen, entfliehn sie ihrem eignen bessern Selbst.
Sie möchten aufwärts sich zur Sonne schwingen und mit dem Aar durch duftge Wolken dringen und stehn allein im nebelichten Thal.
Wenn Weiber wollen sich mit Männern messen So sind sie Zwitter und nicht Weiber mehr.“
(aus Bertha oder die Alpen)
Die Künstlerin Anja Merschjan, die im Speicher 3 ausstellt, malt die Alpen. Sie steht symbolisch für die kreative Kraft des künstlerischen Schaffens. Dafür, wie wichtig es ist, Ziele und Visionen zu haben, selbst wenn sie zunächst unerreichbar scheinen.
Der Adler, (Aar) steht für die Freiheit, das Erreichen der Ziele. Das Gedicht „Der kranke Aar“ handelt von einem Adler mit gebrochenen Flügeln.
„Steig‘ auf mein Vogel, in die blaue Luft,
Ich seh‘ dir zu, aus meinem Kräuterduft,
Weh! Weh! Umsonst die Sonne ruft
Den wunden Aar mit gebrochnen Schwingen“
In dem Gedicht beschreibt Annette sich selbst: Familie und Gesellschaft haben ihr „die Flügel gebrochen“, indem sie ihr lange Zeit verwehrt haben, als Schriftstellerin in die Öffentlichkeit zu treten, erfolgreich zu sein, zu „fliegen“. Der Erfolg wurde ihr erst posthum zuteil, heute „fliegen“ ihre Gedichte und Texte.
Bei der fliegenden Person handelt es sich um die Hohenholterin Ilse Budde, die für ihr soziales Engagement mit der Bundesverdienstmedaille ausgezeichnet wurde. In ihrer Arbeit mit Behinderten und Nichtbehinderten und im katholischen Bildungswerk verhalf sie vielen Menschen zum Fliegen.
Das Textfragment stammt aus Annettes Gedicht „Unruhe“ von 1816, darin heißt es:
Fesseln will man uns am eignen Herde,
unsre Sehnsucht nennt man Wahn und Traum
Und das Herz, dies kleine Klümpchen Erde
Hat doch für die ganze Schöpfung Raum
Westseite
Die Frau, die hier mit dem Rücken zu den Betrachtern steht, ist Sabine Nolte, die Teamsprecherin des Landfrauenverbands im Kreis Coesfeld. Sie ist politisch aktiv, setzt sich für Frauen auf dem Land ein. Hier ist sie als Graffitikünstlerin dargestellt, die die Fortsetzung des Gedichtfragments an die Wand sprayt. Graffitis sind ein Ausdrucksmittel, das gesellschaftlich nicht akzeptiert ist. Indem Sabine Nolte genau dieses Mittel wählt, um ihre Botschaft zu übermitteln, überschreitet sie eine Grenze – so wie Annette mit ihrer schriftstellerischen Tätigkeit.
Das Gebäude, das rechts im Bild ist, ist Schloss Meersburg, der Wohnsitz ihrer Schwester Jenny und ihres Schwagers, wohin Annette 1841 zog.
Im Turm hatte sie eigene Räume, in die sie sich zurückziehen und wo sie in Ruhe arbeiten konnte.
Das rote Gebäude ist das, dort in den Weinbergen gelegene sogenannte Fürstenhäuschen, das sie 1843 von ihrem, durch ihre Veröffentlichungen verdienten Geld kaufte. Es war die Erfüllung eines Traums, auch wenn sie es nicht mehr wirklich nutzen konnten. Fünf Jahre später starb sie.
Die tote Lerche verweist auch auf das 1844 erschienen Gedicht „Die tote Lerche“, in dem sich Annette mit der Stellung der Dichtung in der Moderne auseinandersetzt, ihrem Aufstieg ins Göttliche, Ewige und ihrem Absturz in die „entgötterte Materialität“.
In ihm reflektiert sie das Spannungsverhältnis ihrer Zeit (und ihres eigenen Lebens) zwischen Glauben und Rationalität, geprägt von gesellschaftlichen Umwälzungen und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen.
Ihr selbst ist bewusst, dass ihre Art zu schreiben ihrer Zeit voraus ist:
In einem Brief schreibt sie: „Ich mag und will jetzt nicht berühmt werden, aber nach hundert Jahren möcht ich gelesen werden.“
Dieser Wunsch hat sich erfüllt.
Wir sind auch heute noch fasziniert von ihren vielschichtigen Texten, der Tiefe und Leichtigkeit ihrer Poesie, die grenzenlose Räume öffnen - auf wunderbare Weise Flügel verleihen.
Der umlaufende Text entstammt dem 1842 veröffentlichten Gedicht „Am Turme“, in dem das lyrische Ich seinen Wunsch äußert, „die ihm gesetzten Grenzen zu überwinden und kraftvoll in die Welt einzugreifen“ und zugleich die Unmöglichkeit erkennt, diesen Wunsch Realität werden zu lassen.
Es ist, so schrieb Ruth Klüger, „das erste und vielleicht das beste feministische Gedicht in deutscher Sprache“.
Wär' ich ein Jäger auf freier Flur,
Ein Stück nur von einem Soldaten,
Wär' ich ein Mann doch mindestens nur,
So würde der Himmel mir raten;
Nun muß ich sitzen so fein und klar,
Gleich einem artigen Kinde,
Und darf nur heimlich lösen mein Haar,
Und lassen es flattern im Winde!
(aus „Am Turme“)
Gefördert durch:
28.9.
19 Uhr
Im Programm der Band „Maputo“ mischen sich die Genres Jazz, Instrumental-Pop, Funk und Latin. Hierbei nutzen die Musiker eingängige Hooklines und zugängliche Melodien. Unverkennbar sind aber darüber hinaus die jazzorientierten Improvisation, mit denen die Solisten die Arrangements ausgestalten und interpretieren. So empfiehlt sich das Konzert einerseits dem/der interessierten ZuhörerIn, wird andererseits aber auch einem geselligen Spätsommerabend eine ganz besondere Stimmung verleihen.
Die Teilnahme ist kostenlos, um eine Spende wird gebeten. Reservierungen möglich unter post@speicher3.com. Sie können aber auch einfach vorbeikommen.
Falls die Wetterlage eine Veranstaltung auf der Terrasse unmöglich macht, finden diese in der Turnhalle der Alten Schule in Hohenholte, Auf dem Stift 11 statt. Da die Turnhalle nicht möbliert ist, sollten Sie Stühle mitbringen.
Der Eingang zu der Turnhalle befindet sich auf der Rückseite der Schule, zu erreichen über eine Metalltreppe im ersten Stock.
30.9. (10x)
Life-Kinetik-Präventionskurs, ab dem 30.09.24, je 20:00-21:00 Uhr (10 x)
Life Kinetik ist die Trainingsform, die Wahrnehmungsaufgaben mit kognitiven Herausforderungen und ungewöhnlicher, spaßiger Bewegung koppelt. Das Ziel ist, durch die unterschiedlichen Aufgaben viele neue Verbindungen zwischen den Gehirnzellen zu schaffen, um im Alltag leistungsfähiger zu werden. Life Kinetik ist das weltweit einzige Training dieser Art, das in über 30 wissenschaftlichen Untersuchungen diese vielen Effekte nachgewiesen hat. Die einzigartige Kombination aus Wahrnehmungskomponenten wie Audiorhythmik, gepaart mit Elementen wie Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit oder Problemlösungsintelligenz und ungewöhnlichen Bewegungsaufgaben garantiert ein Maximum an Abwechslung, Spaß und Erfolg. Die Wirksamkeit der Lifekinetik wurde bereits in mehr als 30 wissenschaftlichen Arbeiten nachgeweisen.
Der Kurs ist für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet und beginnt am 30. September um 20.00 Uhr (bis 21:00 Uhr). Er findet zehnmal statt. Die Kosten für die Teilnahme liegen bei 150 Euro, anteilsmäßig werden sie von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Anmeldung bei der Kursleiterin Silvia Becker unter 0173-8666095.